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Massenwanderung zur Katja





Brieskow-Finkenheerd (han). Inspiriert vom Wetter, von den Coronalockerungen und getrieben von der Neugier auf eine interessante Tour durchs Bergbaugelände zwischen Brieskow-Finkenheerd und Katja-See fanden sich am Sonntag nach dem Mittagessen am Parkplatz in der Georg-Schacht-Straße rund 150 Interessierte und acht begleitende Hunde ein. Die Augen von Förster a.D. Michael Köckritz schienen nicht zu glauben, was sie kurz vor 13.00 Uhr sahen. Menschen über Menschen strömten zum Treffpunkt. Organisiert vom Verein Kulturschmiede in Brieskow-Finkenheerd, war diese Tour für etwa 10 bis 20 Leute angedacht. „Wir hatten Sorge, dass es überhaupt so viele werden, jetzt bin ich baff und sprachlos“, bemerkte Vereinsvorsitzender Maik Mende mit einem lachenden und weinenden Auge zur Begrüßung. Lachend, weil die Resonanz so groß war, weinend, weil ihn die Sorge umtrieb, dass der Imbiß am Katja-See nicht reichen könnte. Geplant war das ganze bereits vor zwei Jahren, was dann aber wegen der Coronabestimmungen ausfiel.

Auf Karten erklärte der Förster a.D. die Route, die über etwa fünf Kilometer quer durchs ehemalige Grubengelände führte und mit erklärenden Halten an besonderen Stellen verbunden war. An dieser Stelle sei angemerkt, dass ohne Erläuterungen im Wald nur Hügel, Dellen, Wasserlachen und Wege auszumachen gewesen wären und nicht die Abraumfläche der Grube Katja und ehemalige Mundlöcher, Eisenbahnstrecken und viele andere Merkmale zu anderen Gruben, die Hinweise zu einstigen technischen Einrichtungen auf dem Areal gaben. Untermalt mit Karten, historischen Fotos zeichnete Michael Köckritz ein Bild längst vergangener Zeiten und ließ Bergbau live vor den geistigen Augen der Bergbau Interessierten entstehen, beantwortete Fragen und erzählte Episoden zu den verschiedenen Gruben, den Namensgebungen und zur Umweltgestaltung nach dem Ende des Bergbaus. So war es insgesamt mit über drei Stunden eine lange und dennoch kurzweilige Tour durch die Geschichte vor unserer Haustür. Bergbautradition rund um Brieskow-Finkenheerd gibt es seit 1875. Mit dem Abtäufen des Hedwigsschachtes 1906/1907 begann der aktive Abbau. Das Revier umfasste neun Tiefbauschächte und drei Tagebaue auf einer Fläche von etwa 5.000 Hektar. Abgebaut wurden rund 50 bis 60 Millionen Tonnen Braunkohle. Dabei entstand bis 1959 etwa die dreifache Menge Abraum. In diesem Jahr wurde der Kohleabbau im Brieskower Revier eingestellt, weil sich die Aktivitäten in die Lausitz verlagerten. Neben nach wie vor reichen Braunkohlelagern in der Region, erinnern heute nur noch Namen an die einstige Zeit. So zum Beispiel Straßennamen, wie Knappenweg, Georg-Schacht-Straße oder auch „Glück-Auf-Apotheke“, Bergarbeitersiedlung und Haltepunkt Kraftwerk. Natürlich weißen auch die ehemaligen Grubennamen darauf hin. Oft wurden diese nach Ingenieuren, Direktoren benannt. Dafür stehen Wilhelm, Karl, Georg, um nur einige zu nennen. Aber auch die Frauen, wie Margarete, Helene, Hedwig und Katja spielten eine Rolle. Die letztere Namensgeberin war die spätere Frau von Thomas Mann und entstammte einer reichen Familie mit ursprünglich jüdischen Wurzeln. Katja Pringsheim war die erste Abiturientin in München und ehelichte später den Schriftsteller und Nobelpreisträger.
Bleibt am Schluß noch eine andere Frage: „Was haben Katja- und Helene-See mit dem Kongo zu tun?“ Die Antwort auf diese Frage aus dem „Publikum“ blieb Michael Köckritz während der Rast am hervorragend organisierten Imbiß des Vereines „Kulturschmiede“ am Strand der Katja natürlich auch nicht schuldig: „Dort, wo heute der Durchstich zwischen beiden Seen ist, fuhr früher der Kohlenzug gezogen von einer Dampflok mit offenen Wagen. Auf diesen fuhren auch Kohlestaub bedeckte Bergleute mit, so dass sie schwarz aussahen. In Anlehnung an vergangene Geschichte wurde diese Strecke damals als „Kongo“ bezeichnet.“
Was damals schwarz, staubig war und wie eine Mondlandschaft aussah, ist heute durch den Wald nur schwer zu erkennen. „Angepflanzt wurden Sanddorn und Pappeln, alles andere besorgte die Natur allein“, weiß Michael Köckritz als ehemaliger Revierförster.

Insgesamt wurden nicht nur die Erwartungen der Organisatoren und des Führers der Tour übertroffen. Der Dank der Teilnehmer galt beiden für einen kurzweiligen Nachmittag mit vielen geschichtlichen Eindrücken. Das nächste geplante Event des Vereines „Kulturschmiede Brieskow-Finkenheerd“ findet am 1. Mai mit dem Maibaumfest am Kreisel in der Gemeinde statt.

Um das Thema „Bergbau um Brieskow-Finkenheerd“ abzurunden sei ein Literatur-Hinweis gestattet: Unter der ISBN-Nummer 3-932756-92-4 gibt es den Titel „Braunkohle an der Oder“, geschrieben von Dr. Klaus-Dieter Zimmermann. Das Buch ist ein kurzweiliger Streifzug durch die Geschichte des Braunkohleabbaus in der Region, mit vielen geschichtlich-technischen Details und reich illustriert. Der Ursprung der Braunkohleförderung geht soll demnach auf einen Brunnenbau bei Schierenberg im Jahre 1874 zurück gehen. Als man dort nach Wasser bohrte, stieß man auf Braunkohle...

Eingetragen am 06.04.2022 um 16:12 Uhr.
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