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Bezieht der deutsche Mittelstand zukünftig seine Software aus Business App Stores?
Berlin (SIBB/pm). Laut einer aktuellen Prognose der internationalen Beratungsgesellschaft Strategy& steuert der Mittelstand auf eine „Anything as a Service“ Mentalität zu. Eine beherrschende Rolle werden dabei Public Cloud Services spielen, die sich immer mehr an Beliebtheit erfreuen. Das verfügbare Budget für Services aus der Public-Cloud wird zukünftig deutlich ansteigen, zum Teil wesentlich höher als im Bereich der konventionellen IT-Infrastruktur. Viele Unternehmen werden laut Strategy& auf eine „Zero Infrastruktur setzen. Dennoch tun sich viele Unternehmen aktuell noch schwer im Umgang mit der Cloud.
Aber warum zieht der deutsche Markt nur schleppend nach? Klar. Sicherheitsbedenken, Ängste vor steigender Komplexität und die Sorge in Abhängigkeit von einem SaaS-Hersteller zu geraten, stehen ganz oben auf der Liste. Aber reicht das als Argument für die Zurückhaltung? Im privaten Umfeld scheut sich kaum noch jemand, Apps (natürlich aus einer Cloud, woher sonst) zu nutzen und stellt etwa in sozialen Netzwerken bereitwillig selbst sehr private Daten ins Web. Viele nützliche (oder auch überflüssige) Apps verdanken den Durchbruch dem App Store von Apple oder dem Play Store von Google. Hier kann der Nutzer nach Herzenslust nach hilfreichen Anwendungen suchen und diese mit wenigen Klicks auf das Smartphone oder Tablet laden. Vieles davon ist gratis, aber für eine große Zahl von Apps sind die Kunden auch durchaus bereit zu zahlen. Zunächst starten viele mit der Gratisversion, um dann auf die Bezahlvariante umzusteigen und einmalig oder im Abo die Anwendungen zu nutzen.
Die Attraktivität eines solchen Stores besteht natürlich auch darin, dass man nahezu zu jedem Thema nicht nur einen, sondern gleich zig Vorschläge bekommt. Hilfreich sind natürlich die Rezensionen der Community. Gibt es überwiegend positive Erfahrungsberichte, oder hagelt es Kritik? So lässt sich sehr komfortabel ein individuelles Portfolio an Apps zusammenstellen. Bisher sind diese App Shops aber vor allem im privaten Umfeld verbreitet, obwohl durchaus auch viele Businesslösungen im App Store oder Play Store zu finden sind.
Im Geschäftsleben und hier vor allem im Mittelstand kommt kaum jemand bislang auf den Gedanken, in einem Business App Store nach passenden Lösungen zu suchen und diese dann auch noch zu kaufen. Dabei gibt es zunehmend auch App Shops für die Nutzung in Unternehmen, etwa von der Telekom. Viele Manager oder IT-Verantwortliche in den Unternehmen kennen diese Angebote schlichtweg noch viel zu wenig. Wer sich etwa für eine ERP-Lösung oder eine Office-Anwendung aus der Cloud interessiert, sucht deshalb oft noch über Google und bekommt so etwa bei der Suche nach „ERP Cloud“ gut 20 Millionen Ergebnisse, bei der „Office Cloud“ sind es dann schon rund 287 Millionen Treffer.
Natürlich finden sich viele relevante Ergebnisse auf den ersten Seiten, aber die Recherche ist doch eher umständlich. Und spricht eine vordere Platzierung in den Trefferlisten vielleicht nicht mehr für die Marketing-Kompetenz des Anbieters und die Qualität seine SEO-Teams? Vor allem fängt die eigentliche Bewertung der Ergebnisse jetzt erst an. Wer liefert mir eine ERP-Lösung für mein mittelständisches Maschinenbauunternehmen mit 100 Mitarbeitern in Wuppertal, die möglichst auch noch in Deutschland von einem vertrauensvollen Anbieter als Software as a Service (SaaS) betrieben wird? Vielleicht gibt es ja einen kleinen Spezialisten mit einer Top-Lösung aus der Cloud, der bloß nicht so leicht zu finden ist ....?! Das ist neben dem Tagesgeschäft doch recht zeitaufwändig und damit auch teuer. Vor allem kosten Experimente mit einer schlussendlich falschen Lösung viel Geld.
Vor diesem Hintergrund hat sich das Cloud-Ecosystem e.V. – ein Zusammenschluss von derzeit knapp 70 Unternehmen - zum Ziel gesetzt, einen Business App Store speziell für den deutschen Mittelstand anzubieten. Die treffende Bezeichnung für diesen Business App Store: „German Businesscloud“. Wichtigste Eigenschaft des Stores ist eine sehr übersichtliche und nach Qualitätskriterien sortierte Übersicht an Cloud-Lösungen für nahezu jeden Einsatzbereich. So helfen etwa Zertifikate dabei, Lösungen zu finden, die nachweislich in Deutschland oder der EU gehostet werden. Auch Nicht-IT-Fachleute finden sich schnell zurecht und können Lösungen miteinander vergleichen. Selbstverständlich sind hier nicht nur Lösungen deutscher Anbieter zu finden, sondern auch passende Angebote aus der ganzen Welt. Der Vorteil für den Käufer besteht darin, dass er selbst entscheidet, für welches Einsatzgebiet er welche Software einsetzen will und wo diese gehostet wird. Da das Cloud-Ecosystem herstellerneutral aufgestellt ist, kann beispielweise die passende ERP-Lösung direkt aus Holland via „German Businesscloud“ bezogen werden, die Office-Anwendung kommt vielleicht von einem US-amerikanischen Anbieter, wird aber in einem deutschen Data Center betrieben. So lässt sich nach und nach ein individueller Mix an Geschäftsanwendungen zusammenstellen.
Da die Integration verschiedener Anwendungen nach wie vor eine Herausforderung bleibt, lassen sich über die German Businesscloud und das Cloud-Ecosystem auch gleich noch die passenden Dienstleister finden. Aktuell ist die German Businesscloud noch in erster Version ein reiner Katalog. Im nächsten Release lassen sich die Services dort auch gleich einkaufen, und es wird via Single Sign On ein zentraler Zugang zur Verfügung gestellt. Für alle Lösungen erfolgt dann eine einheitliche nutzungsabhängige Rechnung auf monatlicher Basis. Die Analysten von Experton haben die German Businesscloud im Cloud Vendor Benchmark 2015 schon mal als „Rising Star“ positioniert.
Wer sich seinen eigenen „Enterprise App Store“ zusammenstellen will, kann das übrigens auch tun. Die Berliner Basaas GmbH hat sich auf „Business App Stores as a Service“ spezialisiert und liefert eine komplette Plattform, die auch im Unternehmen selbst bzw. vom bevorzugten IT-Dienstleister gemanagt werden kann. Hier lassen sich dann auch nach selbst definierten Kriterien Cloud-Lösungen einbinden oder bereits installierte und genutzte Anwendungen in den Cloud Store integrieren. Das funktioniert dann allerdings nicht „out-of-the-box“, sondern erfordert entsprechende Dienstleistungen.
Über den Autor: Dr. Mathias Petri ist u.a. Mit-Gründer und Vorstand der StoneOne AG sowie Vorstand im Cloud Ecosystem e.V. und dem SIBB e.V. Seit 2011 ist Petri zudem Sprecher des Forums Cloud Computing & Big Data im SIBB e.V. Er zählt zu den Pionieren im Bereich Information Management und Cloud Computing. 2014 wurde sein Unternehmen mit dem Cloud Champion-Award der deutschen Telekom ausgezeichnet.
Hintergrund Über den IT‐Branchenverband SIBB e.V. 1992 gründeten engagierte Unternehmer den Verband als Software-Initiative Berlin Brandenburg. Heute ist der SIBB e.V. etablierter Partner der gesamten Branche in der Hauptstadtregion und Mitgestalter der politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Er ist Interessenverband für Unternehmen der IT- und Internetwirtschaft in Berlin und Brandenburg. Der SIBB e.V. vernetzt die Akteure der Branche und vertritt ihre Interessen in Politik und Gesellschaft. Der Verband sorgt für einen aktiven Austausch über die Branchengrenzen hinaus. Zahlreiche Veranstaltungen des Verbands fördern Austausch, Kooperation und Wissenszuwachs. Zum regelmäßigen Angebot gehören Foren, Netzwerke, Stammtische und kompakte Seminare. SIBB-Kongresse und Messeauftritte bilden Höhepunkte des Jahres. Zu den Mitgliedsunternehmen gehören IT-Dienstleister und Software-Anbieter, Telekommunikationsunternehmen, Unternehmen der digitalen Wirtschaft sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Etablierte Institutionen und namhafte Unternehmen finden sich ebenso darunter wie Startups.
SIBB region ist das Netzwerk für die IT- und Internetwirtschaft in Brandenburg und Bestandteil des SIBB e.V. und hat seinen Sitz in Wildau. Das Netzwerk SIBB region wird vom Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" (GRW) aus Mitteln des Bundes und des Landes Brandenburg gefördert. www.sibb.de
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