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Neuzelle (han). Wer aus Eisenhüttenstadt nach Neuzelle fährt, lenkt automatisch seinen Blick auf ein ehemals beliebtes gastronomische Ausflugsziel, in dem es nicht nur gutes Essen sondern auch andere kurzweilige Veranstaltungen gab. Nach mehreren Trägerwechseln, Jahren des Stillstandes nahm Mutter Natur das Gebäude bzw. das Gelände wieder in Besitz und versetzte das Haus in einen „Dornröschenschlaf“. Nach dem Willen der Gemeindevertreter soll es nun daraus erwachen. Schon lange war nicht so ein Gewimmel und umtriebiges Arbeiten am Schützenhaus in Neuzelle zu sehen, wie am letzten Wochenende. Gleich aus mehreren Ortsteilen der Großgemeinde waren die Freiwilligen zum Arbeitseinsatz gekommen. In mehreren Gruppen wurde Steinplatten frei gelegt, Ränder vom Unkraut befreit, Rasen gemäht und Zäune versetzt. Schon am frühen Morgen waren diese Arbeiten Schweiß treibend, so dass der kleine Tresen mit den erfrischenden Getränken, Kaffee und Kuchen zu periodischen Pausen einlud, die auch für ein Fotoshooting geeignet waren. Alle vereinte der Wille aus dem Schandfleck an der „Protokollstrecke“ wieder ein Kleinod zu machen. Da wurde gescherzt und die Schlageworte reichten von „sozialistischer Nachbarschaftshilfe“, „Subbotnik“ bis hin „Neueröffnung“. „Ja, eine Wiederbelebung des Hauses ist unser Ziel“, meinte Christiane Bartschikowski aus Kummro. Auch Inses Andreas aus Henzendorf sieht das nicht anders und hilft gern. So wie die beiden Helferinnen kamen viele fleißige Hände mit aus der Umgebung, von Steinsdorf über Lawitz bis nach Eisenhüttenstadt. Über die unendliche Geschichte der Versuche das Haus privat zu sanieren, wurde in den letzten Jahren in der Märkischen Oderzeitung viel geschrieben und wurde sogar in die Kategorie der „Lost Places“ eingeordnet. „Dafür, dass es kein verlassener Ort mehr ist, sind wir heute hier“, meinte ein Helfer aus Neuzelle und fügt hinzu: „Wir sind froh, dass der Gemeinderat zu diesem Objekt steht und vielleicht können wir im Herbst schon mal etwas im Haus planen, denn nur mit der Säuberung der Außenflächen ist es nicht getan.“ Auch Bürgermeister Sven Budach, der fleißig mit half, unterstützt diesen Gedanken. Angekurbelt hatte das Ganze übrigens Leonie Ederer. Die junge Architektin in einer Podiumsdiskussion und Ausstellung zum Schützenhaus. Sie hat viel Material über das Haus zusammengetragen, die Geschichte recherchiert und in diversen Interviews Aussagen bekommen, die sie zu einer Chronik zusammenfügte. Diese ist über den Ortsbeirat einzusehen. Der Auftakt vom „Lost Place“ zur Wiederbelebung des Neuzeller Schützenhauses ist gemacht und nach dem Willen der freiwilligen Helfer soll im Herbst wieder Leben in die kommunale Immobilie einkehren.
Foto: han |