|
Leipzig, 09.07.2020. In einem Live-Talk von FOCUS Online hat der Bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) einen Technologiesprung in der Automobil-Entwicklung gefordert. Zitiert wird er mit dem Satz: „Die Zeit des klassischen Brumm-Brumm-Autos mit viel PS ist vorbei.“ Audi-Chef Markus Duesmann, ebenfalls Gast des Talks, sagte: „Wir müssen jetzt springen. Da brauchen wir die Politik. Und dann geht es ruck, zuck, dass wir weltweit führend sind.“
Frauke Petry, Mitglied des Deutschen Bundestages dazu:
„Besseres Klima und bessere Luft – das sind die vorgeblichen Triebfedern von Markus Söder, deshalb ‚müsse man das Auto von morgen digital denken‘ und deshalb sei nun auch Schluss mit ‚Brumm-Brumm‘. Glatt könnte das eigene Denken schlagartig aussetzen bei so viel Phrasengetöse aus dem Süden. Tut es zum Glück nicht.
Und deshalb fallen uns sofort drei Dinge dazu ein. Erstens, die Luftqualität in unseren Städten und Ballungsräumen hat sich in den vergangenen Jahren signifikant verbessert – übrigens ganz gleich, ob der Diesel fährt oder nicht wie die ausgesprochen verkehrsarme Coronazeit gezeigt hat. Zweitens, mit ‚Auto digital denken‘ hat Volkswagen gerade mit dem Hoffnungsträger ID3 eine oberpeinliche Bauchlandung hingelegt. Zahlreiche Berichte belegen das. Und drittens, das Söder’sche ‚Brumm-Brumm-Auto‘ ist Jahrzehnte Rückgrat einer florierenden Industrie mit abertausenden gut bis sehr gut bezahlten Arbeitsplätzen in diesem Land gewesen. Bis, tja bis gewisse Politiker erst mit völlig überzogenen Abgasvorgaben und dann mit der wie eine Monstranz vor sich hergetragenen ‚Mobilitätswende‘ hin zur Batterie auf vier Rädern einer ganzen Branche samt Zulieferern den Garaus machten.
Jetzt, so Kanzlerkandidat in spe Söder, ‚zwingt uns Corona, die Prozesse zu beschleunigen‘. Es kann einem himmelangst werden. Nicht nur, weil einem sofort der alte Honecker-Spruch in den Sinn kommt – leicht modernisiert – den Ökosozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs noch Esel auf, sondern weil einem auch bewusst wird, dass das infantile Brumm-Brumm-Gewäsch aus dem Mund eines Mannes kommt, der ernsthaft als kanzlerwürdig für dieses Land gehandelt wird. Von dem anderen Quartett des Grauens wollen wir an dieser Stelle lieber nicht sprechen.
Dass es in den Chefetagen großer deutscher Konzerne personell inzwischen kaum noch besser aussieht, beweist Audi-Chef Duesmann: ‚Wir müssen schneller entscheiden. Da brauchen wir die Politik.‘ Nein, für blitzschnelle, wirtschaftlich kluge Unternehmensentscheidungen braucht man keine ‚Politik‘. Ganz im Gegenteil. Was Duesmann mit ‚Politik‘ vermutlich meint, sind ohnehin eher noch mehr Subventionen. Politik setzt nur die Rahmenbedingungen – vorzugsweise mit wenig Auflagen und Bürokratie und auf gar keinen Fall mit ideologisch aufgeladenen technologischen Vorgaben. Das hatten wir schon mal. Markus Söder mag das vielleicht entgangen sein. Den Menschen im Osten nicht.
Deshalb: Wenn wir das vergessen, sind wir nicht ‚ruck, zuck, weltweit führend‘, sondern ruck, zuck weg vom Fenster.“
Hintergrund: https://www.focus.de/perspektiven/mobilitaet-neu-denken-talk-mit-markus-soeder-und-audi-ceo-soeder-fordert-technologiesprung-zeit-des-brumm-brumm-autos-ist-vorbei_id_12186583.html
Foto: eb |