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Politik:
Frauke Petry: Passfotos nur im Rathaus – Seehofer bläst mal wieder Sicherheitspopanz auf

Leipzig, 09.01.2020. Neue Fotos für Ausweisdokumente werden in Zukunft womöglich nicht mehr im Fotostudio gemacht. Stattdessen sollen diese in Gegenwart eines Mitarbeiters der Passbehörde aufgenommen werden. Das sieht laut Spiegel ein Referentenentwurf des Bundesinnenministeriums von Horst Seehofer (CSU) vor. Mit dieser Veränderung sei demnach beabsichtigt, Manipulationen an Fotos zu erschweren, etwa sogenanntes Morphing.

Frauke Petry, Mitglied des Deutschen Bundestages dazu:

„Horst Seehofer macht unser Land mal wieder ein großes Stück sicherer. Passfotos gibt’s nur noch unter behördlicher Aufsicht. Wir sitzen ja auch alle regelmäßig zu Hause und ‚morphen‘ in nächtelangen Photoshop-Sitzungen Brad Pitt oder Lady Gaga über unsere Passfotos. Mit diesem schönen Hobby ist nun wohl bald Schluss.

Apropos. So gaga wie die Anmutung, dass der normale Bürger Zeit für derartigen Unsinn hätte, ist auch der Plan des Bundesinnenministers. Denn für ein offensichtliches Randproblem wird nicht nur eine ganze Branche – nämlich die der Fotostudios, sondern eben auch der Bürger in flächendeckende und kostspielige Haftung genommen. Der Zentralverband Deutscher Berufsfotografen beziffert laut Spiegel die Umsatzverluste auf rund 100 Millionen Euro jährlich. Das ist eine Hausnummer. Für manchen Berufsfotografen hängt dem Vernehmen nach die Existenz daran.

Aber auch der Steuerzahler wird sein Scherflein beitragen dürfen. Nach Horsts Plänen sollen Passbehörden mit sogenannten Selbstbedienungsterminals ausgestattet werden - laut dem genannten Bericht zum Preis von 177 Millionen Euro für die 11.000 Geräte. Dass der Preis für die Dokumente dafür anschließend steigt, ist sicher nur ein Gerücht.

Als Schmankerl darf sich jeder über tolle Fischaugenfotos aus dem Automaten freuen, der bisher Wert auf einen vorzeigbaren Ausweis legte und dafür extra zum Profifotografen ging. Der Sache mit dem Morphing dürfte der ein oder andere zukünftig tatsächlich nachtrauern.

An die Adresse von Horst Seehofer sei deshalb gesagt, es gibt weit, weit, sehr weit größere Baustellen zur (Wieder-)Herstellung der inneren Sicherheit in diesem Land. Vielleicht fängt das Ministerium zunächst dort an. Die Bürger unter Generalverdacht zu stellen, hat schon mit den diversen Maßnahmen gegen Geldwäsche, der Vorratsdatenspeicherung oder Videoüberwachung nicht zu wahrnehmbaren Erfolgen geführt, sondern ausschließlich zur Einschränkung individueller Freiheiten. Damit muss Schluss sein.“

Hintergrund:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/passbild-reform-fotostudios-wettern-gegen-plaene-von-horst-seehofer-a-b88f1603-8941-4c88-9a89-21a0d3671da9

Eingetragen am 10.01.2020 um 05:06 Uhr.
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