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Schwerzko (han). Die Bilder gleichen sich am Schwerzkoer See traditionell am dritten Oktoberwochenende, wenn der große Fischzug beginnt. Das sind Schlamm bespritzte Gesichter der mittlerweile 17 Mitglieder des Fischerei- und Naturschutzvereines Dorchetal und lange Warteschlangen mit allen möglichen Behältnissen.
Skeptisch gucken die Freizeitfischer auf den fast schon abgelassenen See. Irgend etwas scheint zu fehlen. Richtig, das Wasser brodelt nicht, wie in den anderen Jahren, wenn hunderte Fische eigentlich gar nicht in der Restpfütze sein wollen. „Wir werden sehen, was unser Kollege der Fischotter uns übrig gelassen hat und ansonsten lassen wir uns überraschen“, meint Andreas Voigt. Er ist nicht nur der Vorsitzende des Vereines sondern versucht in der ganzen Aufregung auch die Übersicht über alles zu behalten und erinnert sich an das Frühjahr: „Da haben wir etwa 1,2 Tonnen Karpfen, 80 Kilogramm Hechte und zirka 50 Kilogramm Schleie eingesetzt. Wie die Ernte ausfallen wird, werden wir gleich erleben.“
Während auf der einen Seite der Fischer aus dem Schlaubetal schon seinen Räucherofen anheizte und fangfrische Forellen, allerdings aus Kieselwitz, in den Rauch hängte, Vereinsfreunde das Frühstücksbuffet mit Kaffee, Hackepeterbrötchen, Kuchen und Bratwurst vom Grill aufbauten, waren am anderen Ende die Fischer mit dem Richten der letzten Utensilien für den Fischzug 2019 beschäftigt. Kurz nach acht und dem Gruppenfoto war es soweit. Es gab die letzten Einteilungen und das Netz wurde ringförmig um die zappelnden Fischleiber gezogen. Immer enger zogen sich die Maschen. Rufe ertönten: „Zieht an der Unterleine!“ oder „Zieht gleichmäßig!“. Es sind knappe Anweisungen. Die Männer wissen, was sie tun. Jahrelange Erfahrung steckt dahinter und auch der Mann mit dem Schlauch stand bereit, um die Fische vom Schlamm zu befreien. Andere brachten Behälter, um die Fische zur Sortierstation und danach gleich in die Verkaufsbecken zu bringen. Denn dort hatte sich mittlerweile eine ansehnliche Schlange gebildet, die fast über den gesamten Seedamm reicht. Neugierig schauten die potentiellen Käufer auf das, was da so schwimmt: „Ich möchte einen großen Hecht!“, war zu hören, andere wollten Karpfen oder Schleie. „Nein, der ist zu klein“, meint ein Kunde, der gerade an der Reihe war und bekam zur nicht ganz ernst gemeinten Antwort, er möge doch einfach gleich drei nehmen, als auf den großen Fisch zu warten. Man merkte, dass die Verkäufer vom Fischereiverein viel Spaß mit den Fischliebhabern hatten und sich über das überaus rege Interesse freuten. Als der erste Riesenkarpfen mit 11,8 Kilogramm Gewicht zu den Verkaufsbecken kam, schreckten fast einige Neugierige zurück: „Der ist zu groß!“, meinten sie, ein junger Mann aber nahm das Tier, dass wenig später filetiert in seine Tasche wanderte. In der Regel wurden Drei-Kilo-Karpfen verlangt. Das Fleisch soll übrigens einen ganz besonderen Geschmack haben. So erzählten es diejenigen, die seit fast 30 Jahren nach Schwerzko kommen.
„Ja, das hängt wohl mit unserer Futtermischung zusammen“, meint Andreas Voigt und fügt abschließend hinzu: „Das ist sozusagen unser Produktionsgeheimnis und soll es auch bleiben.“ Damit wendet er sich wieder seinen Kollegen am Restsee zu, um den zweiten Fischzug an diesem Tag vorzubereiten. Die Belohnung für die Mühen des Fischzuges war ein gemütlicher Ausklang im Vereinsrahmen am Samstag. Rund 1,5 Tonnen Fisch wurden verkauft und damit fiel der Fischzug doch besser aus, als anfangs gedacht. Zum Abfischen am Schwerzkoer See kamen aber nicht nur Fischliebhaber sondern auch Gäste, die die nahe Mühle besuchen wollten und nur mal so nebenbei einen Blick auf das Treiben warfen.
Fotos: han |